Ein Aufruf zum Anpacken: Meine Rede zur OB-Kandidatur

Die folgende Rede wurde im Rahmen der Aufstellungsversammlung vom 17.09.2025 vor Mitgliedern der Forchheimer Grünen Liste gehalten.

Liebe Freundinnen und Freunde,

ich erinnere mich gut daran, wie wir vor ein paar Monaten zusammensaßen und diskutiert haben, ob wir die kommende Kommunalwahl mit einer OB-Kandidatur bestreiten werden.

Damals war nicht klar, wer dafür in Frage käme – und ich selbst hatte noch nie ernsthaft daran gedacht, Oberbürgermeister einer großen Kreisstadt werden zu wollen.

Aber in dieser Diskussion wurde schnell deutlich: Die Themen, die nur wir zuverlässig vertreten – Klimaschutz, Naturschutz, Mobilität, Energiewende, soziale Gerechtigkeit – stehen bei den anderen Kandidatinnen auf wackligen Füßen.

Und als wir uns vor Augen geführt haben, was wir schon erreicht haben – den Forchheim-Pass, den neuen Stadtbus, das Kulturamt – da war dann irgendwann klar: Es gibt vieles zu verteidigen. Und es gibt noch einiges mehr zu gestalten.

Und dann wussten wir:
Forchheim braucht dringend eine grüne OB-Kandidatur.
Und ich bewerbe mich um euer Vertrauen, diese Aufgabe zu übernehmen.

Ich trete nicht an, weil ich schon alles weiß oder weil ich nach jahrzehntelanger Gremienerfahrung jetzt meine Rathauskarriere krönen möchte.

Ich trete an, weil ich überzeugt bin: Forchheim braucht jetzt Menschen, die Wandel gestalten können. Eine Person, die mit frischen Augen vielleicht ein bisschen naiv, aber pragmatisch und bestimmt die Stadt in die Zukunft führen kann.

Mit 18 bin ich nach Franken gekommen, mit 22 hatte ich meine Ausbildung und mein erstes Studium in der Tasche und bin anschließend beruflich in mehrere Länder gezogen. Ich habe vier große Energieprojekte in drei Ländern maßgeblich mitgestaltet und noch einige weitere gesehen — immer unter hohem Druck, mit klaren Entscheidungen.

Später habe ich die Digitalisierung meiner Abteilung übernommen, habe Baustellen aus der Ferne begehbar gemacht und Arbeitsprozesse komplett vom Kopf auf die Füße gestellt und noch in die verwinkelsten Ecken unserer Baustellen Internet gebracht.

Ich weiß, wie Infrastruktur funktioniert. Ich weiß, wie man in schwierigen Situationen Lösungen findet. Ich habe bewiesen, dass ich die langen Wege gehen und die Leute dabei mitnehmen kann.
Und genau das braucht Forchheim jetzt.

Die Probleme in unserer Stadt sind klar:
Ein Haushalt, der ins Wanken geraten ist.
Ein Klinikum, das rote Zahlen schreibt.
Eine Innenstadt, die für viele Menschen an Bedeutung verliert.
Wenige bezahlbare Wohnungen, Schwierigkeiten bei Kitas und Schulen.

Aber deshalb den Kopf in den Sand stecken? Auf keinen Fall. Unsere Stadt kann nachhaltiger, schöner und gerechter werden – wenn wir den Mut haben, die Dinge wirklich anzupacken.

Was wir NICHT brauchen
Sitzungen, in denen bei jeder guten Idee nur „Aber der Haushalt“ gesagt wird und dann geht’s weiter, als wäre nichts gewesen.

Wir brauchen Lösungen, wie wir trotz enger Finanzen vorankommen.
Und wir brauchen eine neue Streitkultur: Baumschutz, Gewerbesteuer, Parkraum – überall stehen sich verhärtete Fronten gegenüber. Statt Blockaden braucht es jemanden, der Interessen zusammenbringt und neue Wege findet. Der im Zwischenraum noch Platz findet, um an der Zukunft zu basteln.

Forchheim darf nicht die Stadt des „Geht nicht“ werden – wir müssen die Stadt sein, die ruft: „Packen wir’s an!“

Ein zentraler Schlüssel für mich ist die Mobilität.
Das integrierte Mobilitätskonzept liegt längst vor, jetzt müssen wir es umsetzen:

  • Wir machen es attraktiv, mit Bus oder Rad in die Innenstadt zu kommen.
  • Wir leiten den Autoverkehr konsequent in die Parkhäuser.
  • Wir geben Oberflächenparkplätze zurück – für Bäume, für konsumfreie Aufenthaltsorte, für Lebensqualität.

Mit mir wird Radverkehr nicht länger auf der langen Bank versauern. Wir werden Mobilität in Forchheim nachhaltig, frisch und vor allem gerecht denken.

So beleben wir die Innenstadt, sorgen dafür, dass sich mehr Menschen länger im Zentrum aufhalten, ziehen Händlerinnen und Händler an, stärken die Gastronomie und machen Forchheim wieder zu einem Ort, an dem man gerne bleibt.

Eine Stadt, die Platz für Menschen schafft, die wird auch Platz für Zukunft haben.
Und wer weiß … wahrscheinlich wird durch uns die Hornschuchallee endlich wieder zu einer Allee, die ihren Namen verdient.

Bleiben wir mal kurz bei der Hornschuchallee: Nirgends in Forchheim sieht man so deutlich, was kurzgedachte, klientelbezogene Politik anrichten kann, die versucht, keinem irgendwelche Umstände zu machen.

Andauernde Geschäftswechsel, zunehmender Leerstand und dann zieht in jeden zweiten Laden ein Versicherungsbüro ein. Das kommt doch nicht von ungefähr.

Die Hornschuchallee sollte ein pulsierender Teil der Innenstadt sein und wird von konservativen Besserwissern zum Großparkplatz gemacht. Ohne Charme. Ohne Herzschlag.

Das aufzulösen bedarf harter, langwieriger Arbeit. Wir können nicht einfach eine Woche nach der Wahl hingehen, die Straße schließen, Radwege aufpinseln und überall Bäume aufstellen.

Wenn der Radweg dann nicht über die Bamberger Straße durchgehend und sicher ist, werden die Leute nicht kommen, und dann würde es auch so sein, dass die Menschen die Innenstadt meiden würden.

Wenn wir aber sichtbar für Fahrradparkanlagen sorgen, wenn wir Schutzstreifen schaffen, die sichtbar und sicher sind, dann wird uns jeder unterstützen, wenn wir mal ein paar Parkplätze zu Radstellplätzen machen.

Wenn wir es attraktiver machen, in die Parkhäuser zu fahren, weil man immer weiß, wie viel Platz da noch ist, und es vielleicht auch günstiger wird, dann werden wir ein paar Oberflächenparkplätze durch Sitzecken mit Schatten und Stadtgrün ersetzen.

Und dann machen wir mal einen Test und machen die Straße für 4 Monate im Sommer zur Fahrradstraße. Und dann fragen wir die Bürgerinnen und Bürger nach ihrer Meinung und steuern nach.

Was ich sagen möchte:
Wir werden diese Straße retten. Wir werden sie den Bürgerinnen und Bürgern wiedergeben. Und wir werden es so machen, dass jeder sich fragt, wie wir nur diesen Verfall über Jahre zulassen konnten.

Aber Stadtentwicklung ist mehr als Verkehr.
Forchheim wird älter – und muss deshalb barrierefrei werden.
Menschen mit Rollator dürfen nicht an Bordsteinen scheitern.
Familien brauchen bezahlbaren Wohnraum, Kinder brauchen Schulen, in denen man gerne lernt, und keine maroden Toiletten.
Kultur und Ehrenamt brauchen Unterstützung – weil sie die Seele Forchheims sind.

Und vor allem werden wir, im Gegensatz zu anderen Kandidatinnen, eines nicht vergessen: Klimaschutz ist kein Luxus, sondern Pflicht.

Wir holen die Bäume zurück in die Stadt. Wir setzen auf erneuerbare Energien in städtischen Gebäuden und energieeffiziente Bautechniken im Neubau. Wir schaffen ein Forchheim, das nicht nur heute lebenswert ist, sondern auch morgen.

Uns ist klar: Wer heute Klimaschutz blockiert, der riskiert die Zukunft unserer Kinder – und das werden wir nicht zulassen!

Wir alle wissen: Die letzten Monate und Jahre waren keine leichten. Wir haben schwierige Diskussionen geführt – in unserer Stadt, aber auch in ganz Bayern.

Gegen uns Grüne wird lautstark gewettert, manchmal mit Stammtischparolen, manchmal mit billigen Schlagzeilen.

Ich stand selbst an vielen Infoständen, teilweise sogar diskutierend bei der Konkurrenz … und ich sage euch: Wir wissen genau, wofür wir stehen. Unsere Werte sind klar, und die lassen wir uns von niemandem verrücken.

In der Sache sind wir ja immer diskussionsbereit. Da haben wir auch in den letzten Jahren immer konstruktive Lösungen angeboten. Aber in den Werten sind wir klar.


All das, was wir uns für Forchheim vorgenommen haben, gelingt nur mit einer anderen politischen Kultur. Heute erleben wir zu oft Blockade, alte Fronten, Grabenkämpfe. Aber Politik darf kein Boxring sein.

Politik muss die Kunst sein, Interessen zusammenzubringen und Lösungen zu schaffen. Brücken zu bauen, die die Gräben überwinden.

Ich will keine Politik, die fragt: „Von wem kommt der Vorschlag?“, sondern eine Politik, die fragt: „Hilft das unserer Stadt?“

Forchheim braucht keine Verwalter des Stillstands – Forchheim braucht Brückenbauer.

Und ich verspreche euch: Ich will ein Oberbürgermeister sein, der zuhört, der vermittelt und der entscheidet. Einer, der Konflikte nicht zuspitzt, sondern löst.

Denn nur wenn wir diese Kultur des Miteinanders schaffen, werden wir die großen Aufgaben unserer Zeit bewältigen – vom Klimaschutz über die soziale Gerechtigkeit bis hin zur Stadtentwicklung.

Politik darf nicht trennen – unsere Politik muss verbinden.

Liebe Freundinnen und Freunde,

Die anderen Kandidatinnen und Kandidaten der politischen Konkurrenz werden die Stadt nur weiter verwalten. Ich will sie gestalten.

Ich will, dass wir stolz sind auf unsere Stadt.
Ich will, dass Forchheim nicht nur funktioniert, sondern inspiriert. Ein wahres Juwel Oberfrankens.

Lasst uns gemeinsam zeigen, dass Forchheim mehr kann: nachhaltig, zukunftsorientiert, gerecht!

Dafür trete ich an. Dafür bitte ich heute um euer Vertrauen.